1863 hat der Genfer Banquier Henry Dunant die Humanität im Krieg mit der Gründung des IKRK und den Genfer Konventionen zur Aufgabe der Staatengemeinschaft gemacht. Die Schweiz ist Hinterlegungsstaat für die Genfer Konventionen, die im Bundesarchiv in Bern verwahrt sind. Auf Initiative der Mitgründers Guillaume-Henri Dufour, General und Politiker, ist es 1866 in Bern zur Gründung des SRK gekommen; er hat die Humanität zur Identitätsstiftung der Schweiz gemacht.
1871 sind verteilt auf alle Schweizer Gemeinden 87,000 Soldaten der Bourbaki Armee in Privathaushalten bis zum Ende des Deutsch-Französischen Kriegs aufgenommen worden. Als im 16. und 17. Jahrhundert in Frankreich Hugenotten und Waldenser wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, flüchteten mehrere zehntausend Personen in der Schweiz. Die Schweiz gewährte 1956 rund 7000 Menschen dauerhaft Asyl, die nach der Niederschlagung des Volksaufstands aus Ungarn geflüchtet waren, 1968 fanden 12'000 Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei Aufnahme. Aus Polen flüchteten nach der Verhängung des Kriegsrechts 1981 rund 2500 Menschen in die Schweiz. 60 Millionen Menschen sind derzeit auf der Flucht vor Krieg und Elend. Verzweifelt suchen diese Migranten Zuflucht – auch in der Schweiz. Doch nicht alle heissen sie willkommen. Mit welcher Kraft zeigt sich heute die Tugend gelebter Humanität in der Schweiz ? Was bedeutet uns heute «Menschlichkeit»? Hier und jetzt lautet die Frage: Wie viel Menschlichkeit leistet sich die Schweiz? Und Sie persönlich – was tun Sie?
PARCOURS HUMAIN BERN präsentiert im Tramdepot Burgernziel Werke von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, die einen expliziten Bezug zur Thematik der Humanität und des humanitären Engagements haben. Jedes der präsentierten Werke kann für sich alleine stehen und eine hohe künstlerische Relevanz in Anspruch nehmen, als Ensemble verkörpern sie die Auseinandersetzung der Gegenwartskunst mit Fragen der Humanität und des humanitären Engagements. Im Rahmenprogramm wirken die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus, Berner Freiwilligen Organisationen und die Hilfswerke HEKS und SolidarMed mit, um den Dialog mit den Kunstschaffenden und Ausstellungsbesuchern über dieses Thema zu führen.
Team
Marco Stoffel, Anwalt und Kurator - Ausstellungskurator und Projektleiter
Peter Grüter, Produkionsleiter - Co-Kurator