Flurina Hack (*1968 in Bern) absolvierte die Pflegefachschule (AKP) im Lindenhof (Bern) und ist seit 2009 als freischaffende Künstlerin tätig.
Johanna Huguenin (*1949 in chrobenhausen/Oberbayern) absolvierte eine Ausbildung an der Schule für Gestaltung in Bern und im Tiefdruckatelier bei H.J. Brunner. Seit 1985 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin.
SCHUTZ – sechs Kojen von Flurina Hack (Bern) und Johanna Huguenin (Köniz)
SCHUTZ - sechs Kojen
Die beiden Künstlerinnen haben ein Szenario entworfen, das stark an eine Notaufnahme oder an andere provisorische Schutzunterkünfte erinnert. Mit vier weiteren Künstlern haben sie sich Gedanken zu humanitärer Not gemacht und nach den gesellschaftlichen Zusammenhängen gesucht.
Koje 1 Barni Kiener
My home is my castle, mein Zuhause ist meine Burg, sagen die Engländer. Barni Kiener würde sagen: Mein Zuhause ist mein Bett. In seinem Leben als Künstler ist vieles provisorisch, befristet, vorübergehend. Sein Bett, das seit einiger Zeit in einem Gewächshaus aus halbdurchsichtigen Plastikplanen steht, macht dies deutlich. Barni Kiener transferiert sein eigenes Bett in eine der Kojen der Ausstellung und schafft damit eine Verbindung zu den Bedrohten dieser Welt. Ergänzt wird die Installation durch früher entstandene Bilder von Krieg, Gewalt und Katastrophen. Er zeigt eine Welt des immer wieder schutzlos ausgeliefert Seins.
Koje 2 Adela Picón
In einem durch Vorhänge geschützten Raum sehen wir uns einem Gesicht hinter einer Monitorscheibe gegenüber, welches sich als Zielscheibe anbietet. Wurfpfeile liegen bereit. Können und wollen wir uns darauf einlassen, was das mediale Bild von uns fordert?
Koje 3 Johanna Huguenin & Flurina Hack
Schwemmholz von irgendwo ans Ufer gespült erinnert an kaputte Knochen. Sorgfältig miteinander verbunden kann zusammenwachsen, was neu beginnen muss.
Eine Installation aus Schwemmholz und Gipsbandagen.
Koje 4 Dieter Seibt
Im Mittelpunkt steht ein kurzes Video. Die Aufnahmen zeigen den Bahnhof Bern während des Umbaus in den achtziger Jahren voller Bautrümmer und vorbeihastender Passanten mit ihrem Gepäck. Der Ton stammt vom Duo "Kapelle Clairmont". Ergänzend sind Fotos und Objekte zu sehen, die Massenflucht, Völkerwanderung und Verfolgung als Phänomene zeigen, die sich seit Menschengedenken in unterschiedlichen Zeitabfolgen wiederholen.
Koje 3 Boris Billaud
„Der grosse Zeh“ ist eine zweiteilige Arbeit, bestehend aus einem kleinen Sockel und einer Büste aus diversen Materialien (Gips, Karton, Acryl). Die Büste ist umrankt von Blumen. Die Arbeit korrespondiert mit dem Denkmal für einen Unbekannten [Soldaten, Gefallenen] aus dem 20 JH. Die Unentschiedenheit, ob es sich dabei um ein Andenken oder eine Huldigung oder Ähnliches handelt, ist gewollt. Die Bearbeitungsmethode und die ästhetische Erscheinung bestimmen die Lesart der Arbeit. Der Titel bezieht sich auf eine Mitschrift von Georg Bataille von 1970.
Koje 6 Johanna Huguenin & Flurina Hack
Das berühmte Arbeitszimmer von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse, wird in der letzten Koje rekonstruiert. Die Besucher sind eingeladen, auf der Couch Platz zu nehmen und sich mit ihren diffusen Ängsten vor Veränderungen, Fremden und Verlust auseinanderzusetzten.
Material: Couch, Teppiche, Kissen, Collagen…