Bei jedem Ausstellungsort gibt es eine PARCOURS-HUMAIN-WERKSTATT. Über ein Atelierstipendium werden Kunstschaffende aus Krisengebieten eingeladen, während der Ausstellungszeit Werke zum Thema Menschlichkeit erarbeiten. Die Werkstatt ist öffentlich, d. h. die Ausstellungsbesucherinnen und -Besucher können die Kunstschaffenden bei der Arbeit sehen und mit ihnen diskutieren. Am Ende ihres Atelieraufenthaltes zeigen die Kunstschaffenden ihre Werke in der Ausstellung oder führen eine Art Performance am jeweiligen Ausstellungsort auf.
Die eingeladenen Kunstschaffenden werden während zwei Wochen von lokalen Kunstschaffenden fachlich begleitet. In der Werkstatt steht ihnen Material
und Werkzeug zur Verfügung. Das Stipendium umfasst Reisekosten, Logis und ein Taggeld.
Maryam Najd (Iran/Belgien)
Die Dualität von Weggehen und Ankommen ist Teil der persönlichen Geschichte der iranischen Künstlerin Maryam Najd und wiederkehrendes Thema in ihrer Malerei. Als sie ihr Heimatland verliess, hoffte sie auf die Ankunft in einem utopischen Ort. Doch angekommen ist die Künstlerin dort nie – denn dieser, wie sie sagt, existiere nur in der Fantasie.
Für das Atelierstipendium 2017 in Basel arbeitet die Künstlerin an einer
Gemäldeserie unter dem Titel "Eight Volumes" of Fantasy. Sie bedient sich an Aufnahmen aus Nachrichtensendungen, die sie durch den Prozess des Malens entkontextualisiert. Sie hält die Flut an Reportagebildern auf der Leinwand fest, um dem Auge oder vielmehr der Wahrnehmung die gebührende Zeit zu verschaffen, sich dem Inhalt bewusst zu werden.
durchkreuzen. Ihre Erfahrungen verknüpft sie zudem mit der „Realität“, die durch die Medien übermittelt wird.
Zainab Alibe und Nicolas Kozerawski (Marrakesch)
Während des Atelieraufenthalts in Zürich hat das Künstlerduo eine Installation unter dem Titel « Innerland » geschaffen. Texte über die Befragung von Flüchtlingen in der Subsahara sind in Papierrollen auf
Kies- und Schotterboden als gemeinsame Fragmente von Geschichten verstreut und warten darauf, gelesen zu werden. Aussagen, Formulierungen, Wiederholungen und Zögern der befragten Migranten sind getreu widergegeben. In Ergänzung zur Installation halten Fotos oder eher Standbilder weitere Momente von Treffen mit Migranten fest.
Andalibe Zainab wurde in Marrakesch, Marokko geboren. Die
Ausbildung hat sie an der Universität Paul Valery und an der Hochschule für bildende Künste in Montpellier mit einem Masterdiplom abgeschlossen. 2012 erwarb Zainab den Sabatier Félix Award und danach hat sie insbesondere an der Biennale von Marrakesch und im Kunstmuseum von Rabat ausgestellt. Kozerawski Nicolas wurde in Paris geboren. Er ist Absolvent der Ecole des Beaux Arts in Montpellier, lebt und arbeitet zwischen Frankreich, Belgien und Marokko.
Gohdar Bazaz (Nordirak) und Eren Karakus (Osttürkei)
Gohdar Salahaddin Bazaz (Autonome Region Kurdistan - Nordirak) Gohdar, geboren 1967 in Duhok (Kurdistan- Irak), absolvierte 1982 das Studium für Bildende Kunst am Institut der schönen Künste in Sulaimaniya. 1987 schloss er als Druckgraphiker am Institut der schönen Künste in Baghdad ab. 1992 wurde Godhar Mitglied der Vereinten Künstler Kurdistans. 1992 war er Mitgründer des Instituts der schönen Künste in Duhok. 1994 floh er mit seiner Familie nach Deutschland und ist seit 2000 wieder zurück in seiner Heimatstadt Duhok.
Eren Karakus (Kurdistan - Osttürkei)
Eren wurde 1984 in Diyarbakir geboren. 2003 hat er das Fatih Gmnasium
abgeschlossen. 2005-2007 spielte er im Stadttehater Diyarbakir. 2008-2012
studierte er an der Kunsthochschule Mugla im Fachbreich Skulptur/Bildhauer.
Seit 2012 lebt er wieder in Diayarbakir und arbeitet am Stadttheater Diyarbakir
in unterschiedlichen Funktionen – als Videokünstler, Fotograf, Ausstatter und
Bühnenbildassistent.
Für jedes Ausstellungsjahr wählt der Verein ein Projekt von SchülerInnen und Studierenden aus, welches an einer Ausstellung gezeigt wird.
Derzeit läuft der Wettbewerb für 2018: www.parcourshumain.ch/action/
In den vergangenen Jahren sind folgende Projekte ausgewählt und umgesetzt worden:
Bildungsprojekt 2015
Drei Bachelor Studentinnen der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit veranschaulichen die Hintergründe der Migration: vom Leben in einem konfliktgeprägten Land über die Vorbereitung der Flucht und die Ankunft in einem fremden Land bis zum Durchlaufen des Asylprozesses. Das Projekt wurde anlässlich der Ausstellung in Luzern 2015 umgesetzt.
Bildungsprojekt 2016
Zwei Master Studentinnen der Zürcher Hochschule für Kunst und Design setzen sich mit der Situation von jugendlichen Asylsuchenden auseinander, deren Familien in die Schweiz geflüchtet sind. Für Schüler der Autonomen Schule Zürich konzipieren sie einen Workshop, in welchem sich die Schüler im Bemalen von T-Shirts mit der Fluchtproblematik auseinandersetzen. Die Arbeiten der Schüler wurden in der Ausstellung in Zürich 2016 ausgestellt.
Bildungsprojekt 2017
Studenten des Oberrhein Gymnasiums Weil am Rhein zeigen bei der Ausstellung in Basel 2017 anlässlich des Aktionstages auf der Dreiländerbrücke ihr Projekt, welches mit künstlerischen Mitteln für die humanitäre Verantwortung sensibilisiert, für die es keine Grenzen gibt.